Abel Paz in Berlin

Geschichte ist kein Friedhof – 70 Jahre libertäre Revolution in Spanien.

Eine Veranstaltung mit dem Schriftsteller Abel Paz, Mitkämpfer und Biograph des spanischen Syndikalisten, anarchistischen Revolutionärs und zentralen Figur des spanischen Bürgerkriegs Buenaventura Durruti. Paz war auch im Widerstand gegen das Franco-Regime aktiv. Zu Beginn wird der Film „Durruti en la revolucion espagnola“ (1998, 55 Min., OmU) gezeigt.

„Die offizielle Geschichte, das ist die Geschichte der Mörder, der Könige. (…) Und dann kann man Geschichte von unten betrachten, und auf diese Weise kann man etwas lernen. (…) Die interessanteste Seite der spanischen Revolution sind die neuen Errungenschaften der Arbeiter und Bauern, die ihnen dabei halfen, sich von den staatlichen und kapitalistischen Zwangsketten zu befreien. Die landwirtschaftlichen und industriellen Kollektive, der Beginn neuer Formen des kollektiven Zusammenlebens, neuer pädagogischer Systeme. Es gibt eine Menge Beispiele, die für mich immer noch gültig sind.“ (Abel Paz)

Sonntag, 08.10.2006 16.00 Uhr
Haus der Demokratie
Greifswalder Str. 4, 10405 Berlin
(Tram 2, 3, 4 und Bus 200, 142, 257)

Abel Paz in der Anarchopedia
Interview mit Abel Paz

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Abgeordnetenhauswahl 2006 – Flyer

Finde die 2 Fehlerhaften Begründungen!

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Schulstreik am 13.09.2006 – Redebeitrag

Unsere alltäglichen Erfahrungen in Schule und Gesellschaft zeigen uns eines ganz deutlich. Im Schulwesen, und nicht nur dort, sind tiefgreifende Veränderungen längst überfällig. In der Grund- und Oberschule werden wir bewusst nach unserer Leistungsfähigkeit, also unserem potentiellen Nutzen für das System eingeteilt, ohne Rücksicht auf Person und Individualität eines jeden Menschen. Um den werdenden Menschen schon von Anfang an, an die intensiven Zwangsmechanismen des späteren gesellschaftlichen Lebens zu gewöhnen, wird durch Zensuren ein Leistungsdruck aufgebaut. Die ständige Bewertung prägt und ist später ja so unheimlich praktisch für den Arbeitsmarkt.
Die autoritäre Macht des Lehrers bzw. der Lehrerin über die Schülerinnen und Schüler, z.B. durch Repressionsmittel wie Tadel und Verweise, unterstützen den Effekt der Unterwerfung. Hinzu kommt, dass die staatlich diktierten Inhalte des Unterrichts den Interessen des Staates, also der Erhaltung der bestehenden Verhältnisse dienen. Es versteht sich von selbst, dass hier die Hoffnung auf eine gerechtere Welt gehemmt und abdressiert werden soll. So werden Tatsachen der Geschichte gern ausgelassen, Alternativen zum Kapitalismus und zur Herrschaft von Vornherein als utopisch ausgeschlossen. Alles um die herrschenden Zustände, vielleicht nicht als die Besten, aber doch zumindest als die Bestmöglichen darstellen.
Kurzum, die Schule reproduziert mit ihrem gesamten Ablauf und ihrer Funktionsweise die bestehenden Verhältnisse, entmenschlicht den Menschen zur Maschine, funktionsbereit für die Existenz in einem unmenschlichen System. Bei alledem bleibt uns nicht einmal die Wahl der Laufbahn über die schule auszuweichen, da zumindest bis zur 9ten Klasse eine weitgehend alternativenlose Schulpflicht besteht. So verkommt Bildung, statt eine Chance zur Weiterbildung der eigenen Person und der Gesellschaft zu sein, zu einem Repressionskomplex. Sie wird zu einem Zwang, wo sie ein Recht sein könnte, wird zu einem Mittel der Unterdrückung, statt eine Praxis der Befreiung zu sein.

Deshalb fordern wir Anarchistinnen und Anarchisten:

Abschaffung der Schulpflicht! Für ein freiwilliges, selbstverantwortliches Lernen! Bildung ist ein Recht, keine staatlich diktierte Verpflichtung.

Emanzipation der Schüler und Schülerinnen mit den Lehrerinnen und Lehrern! Weg mit den Druckmitteln! Für eine freie, gemeinsame und gemeinschaftliche Bildung.

Bildung für alle und zwar umsonst! Weg mit allen Differenzierungsmaßnahmen im Schulbetrieb, ob nach Leistungsfähigkeit, finanziellen Möglichkeiten oder sozialer oder nationaler Herkunft! Weg mit den Kosten für Lehrmittel und Studium!

Doch reicht es bei Weitem nicht aus nur an der Art und Weise der staatlichen Schule herum zu kritteln, resultieren diese doch aus den gesamtgesellschaftlichen Verhältnissen. In einer Gesellschaft, die von Herrschaftsstrukturen bestimmt wird muss eine freie und menschliche Schule stets utopisch erscheinen und subversiv wirken. Es ist ersichtlich, dass eine unterdrückerische Gesellschaft nicht ohne unterdrückerische Schule existieren kann und umgekehrt. Jedes System das auf Macht beruht hat stets die Schule, die seine Macht reproduziert. Daher ist es illusorisch zu glauben es wäre möglich die Schule in eine humane und faire Einrichtung umzuformen ohne auch die Gesellschaft tiefgreifend zu verändern. Für den Kampf um ein Leben außerhalb von Herrschaft und Zwang, ob in der Schulzeit oder dem gesamten Leben, gilt es: Herrschaft in jedem Lebensbereich zu kritisieren und zu bekämpfen.

Bildet euch! Bildet andere! Bildet Banden! Setzt euch ein, für eine selbstverwaltete Bildung und Herzensbildung! Bildung ist eine Waffe. Nutzt sie!

Seid kritisch und solidarisch im Schulalltag! Lasst euch nicht vereinzeln und gegeneinander ausspielen! Fordert gemeinsam eure Emanzipation ein!

Lasst euch nicht zufrieden stellen! Alles ist möglich, wenn ihr es wollt. Auch wenn die Schule das Gegenteil behauptet.

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3. Newsletter

Liebe Interessierte

Viel zu berichten gibt es nicht ueber die letzten zwei Monate unserer Arbeit. Wir sind im Grunde dabei unseren Bureauraum zu renovieren, was deutlich mehr Arbeit macht als zuerst vermutet.
Auszerdem diskutieren wir wie die herrschaftsfreie Gesellschaft aussehen und wo unsere anarchistische Kritik am bestehenden System ansetzen soll.
Und ein paar Menschen haekeln eine Website.

Nach der ersten oeffentlichen Praesentation der af berlin zum tCSD, die ihr hier nachlesen (und kritisch kommentieren) koennt planen wir nun zwei Veranstaltungen. Zu diesen ergeht dann eine gesonderte Einladung.

Die Women-Power-Lage ist nicht ganz nach unserem Geschmack. Daher wuenschen wir uns noch viel mehr Anarcho/as, die mitmachen wollen, ganz nach Faehigkeit und Beduerfnis.

Wir treffen uns wieder am Sonntag, den 3. September 2006 um 16:00 Uhr im 2. Stock des Verwaltungsgebaeudes des RAW-Tempel in der Revaler Straße 99 D-10245 Berlin-Friedrichshain (U/S Warschauer Str.) und freuen uns immer ueber Neugierige und/oder zur Mitarbeit Motivierte!

Solidarische Gruesze
af berlin
mailto: afb_riseup.net

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transgenialer CSD 2006 – Redebeitrag

JA, Guten Tag erst mal, liebe Queers:

ich bin von der anarchistischen föderation in berlin und verlese hier ein grußwort!

wollen die anarchistInnen die republik ins chaos stürzen ?

in tiefer nacht, wenn die lichter der laternen die dunklen winkel nicht mehr erreichen, und die fassaden lange schatten werfen, gehen mysteriøse, schreckliche dinge vor.
durch die schlafende stadt huschen schwarzgekleidete gestalten mit tief in die fanatischen fratzen gezogenen schlapphüten und dämonischen sturmhauben.
sie unterminieren das friedliche gemeinwesen, verstecken gefährliches material und schreiben ihr schwarzes menetekel an die mauern.
weite umhänge und jacken verhüllen mühsam die waffenstarrende ausrüstung.
sprengstoff beult die taschen der düsteren gestalten.

leise ächzend werden schwere kisten voll waffen und munition in geheime keller und schlupfwinkel geschleppt, in denen verschwørerInnen tag und nacht, aufgeputscht von drogen, finstere, subversive pläne schmieden und am sturz der regierung arbeiten.
sie bereiten ihn vor, den großen schlag, den tag X.
an dem sie das feuer an die lunten legen, die zünder aktivieren und das teuflische werk zu vollenden trachten: die zerstørung jeder ordnung, den ausbruch des fürchterlichen gesetzlosen chaos‘, die willkürherrschaft der wirrkøpfe, plünderung, terror, mord und totschlag allenthalben … die grausamen, die wahnsinnigen anarchistInnen!

Das stimmt nicht alles – aber eines ist sicher:

Wir sind wirklich wahnsinnig !

Wir haben die wahnsinnige Vorstellung einer weltweiten Gemeinschaft ohne Zwang

Wir haben die verrückte Vision einer herrschaftsfreien Gesellschaft

Mensch sagt

Wer mit 18 nicht revolutionär ist, hat kein Herz
Wer mit 30 noch revolutionär ist, keinen Verstand

Wir sagen:

Wer mit 18 nicht sozialrevolutionär ist, ist spießig
Wer mit 30 nicht revolutionär ist, ist immer noch spießig! Und er hat weder Herz noch Verstand.

Deshalb haben wir uns am 1. Mai diesen Jahres zusammengefunden, um die anarchistische Förderation in Berlin zu gründen, die an keinem geringeren ziel mithelfen will als an der Errichtung einer auf freiwilligkeit und hierarchielosigkeit basierenden Ordnung, in der jeder Mensch gleich wichtig ist.

Vielleicht mögen einem manche Menschen wichtiger oder präsenter vorkommen, vor allem die, die das sagen haben oder den politischen diskurs bestimmen, der nichts weiter will, als den kapitalismus zu neuen höchstleistungen der menschlichen verwertung zu treiben und dabei rassistisch denkt, dabei sexistisch handelt.

Präsent sind wir aber schon heute, dass merkt eineR der herrschenden dann, wenn er auf dem selben Platz stehen will wie ich,

und der mainstream mit seinem commercial street day merkt, wenn er sich auf den schwulesbitransplatz, den politischen platz stellen will, den Platz des Stonewall-Inn-Riots einnehmen will:
Dort, meine damen und herrInnen, steht schon wer – der transgeniale csd.
der einzig echte wahre und dieses jahr einzige csd!

Und genau so soll irgendwann die bundeskanzlerin etwas regeln wollen und feststellen: mensch, da steht ja schon wer!
Da ist ja schon alles geregelt! Die leute haben sich selbst organisiert!

Falls sich also wer angesprochen fühlt vom libertären gedanken, wir suchen noch dringend anarchafeministInnen, SyndikalistInnen, kommunistische AnarchistInnen, PostanarchistInnen, Punks, Hippies, Libertäre, Genderkiller, und alle anderen, die keine Herrschaft mögen
zum mitmachen in der anarchistischen föderation!

Die übrigens hiermit noch mal klarstellen will, dass sie unterstützt, was hier passiert und was überall passieren soll, in warschau, moskau, hong kong und dallas, in teheran und überall sonst auf der welt:
zerstørung jeder ordnung, ausbruch fürchterlichen gesetzlosen chaos‘, willkürherrschaft der wirrkøpfe, plünderung, terror, mord totschlag … die grausame, die wahnsinnige

QUEEER REVOLUTION !

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2. Newsletter

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2. Newsletter der Anarchistischen Föderation Berlin
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1. (A) is da!!!
kleiner Essay zur genialen Gründungsparty

2. Arbeits- und Versammlungsraum gefunden!!
ab 4. Juni könnt ihr uns in unserem Büro besuchen

3. weitere Neuigkeiten!
-Ergebnisse der AGs
-aktuelle Aktivitäten

4. TERMINE

Anhang: Prinzipienerklärung

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1. Newsletter

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Dies ist der Newsletter der (noch zu gruendenden) Anarchistischen Foederation Berlin.
Erhaeltlich fuer alle Interessierten. Finde Dich auch zu den monatlichen Treffen
jeweils am 1. Sonntag, 16Uhr (Aenderungen vorbehalten)
im Projektraum Neukoelln (Hermannstrasse 48 2.HH) ein!
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Inhalt:

1. Blick zurück

2. Stand der Dinge

3. Ausblick

4. Termine

5. Kritik

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Grundlagenpapier

Grundlagenpapier für die Veranstaltung
„Information und Mobilisierung –
Gründung einer anarchistischen Föderation Berlin“
25.2.06
16.00 Uhr
Größenwahn / K9
Kinzigstr.9
Berlin – F’hain
U5 Samariterstraße

Die Idee der anarchistischen Föderation
Föderation betrachten wir als das Zusammenfinden freier Menschen, die Ziele und Regeln für ihr Zusammenwirken aufstellen. Der Anarchismus, dessen oberste Maxime die Herrschaftsfreiheit ist, radikalisiert den föderativen Ansatz in politischer und kultureller Hinsicht. Er ist sowohl politisches Programm als auch Lebensweise und durch einen fortwährenden Kampf gegen die bestehenden Verhältnisse charakterisiert, weil Herrschaft in unseren kapitalistischen, patriarchalen Gesellschaftssystemen strukturell verankert ist. In einer föderativen Struktur kann dieser Kampf ganz andere Dimensionen erreichen.
Die Föderation soll über eine mehr oder weniger lockere Vernetzung von Einzelpersonen und Gruppen deutlich hinausgehen. Es versteht sich von selbst, dass die Art, wie wir uns organisieren, und damit die Strukturen, die wir uns geben, von allen gestaltet und kontrolliert werden. Dabei handelt jedes Individuum selbstbestimmt, beteiligte Gruppen bleiben autonom.
Der Aufbau einer anarchistischen Lokalföderation Berlin/Brandenburg muss sich vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Situation vollziehen, d. h. auch im Wissen um vorhandene Widerstandsstrukturen und –kultur. So unterschiedlich Widerstandsformen und –bereiche sind, so wichtig ist das zusammenwirken von Aneignungs- und Umsonstkampagnen, Antifaschismus, Antisexismus, Ökologie, Infoläden, Knastarbeit, (Sub)Kultur, Freiräumen etc. Ebenso wichtig ist die Vermittlung unserer Ideen über unsere Szenekreise hinaus in breitere Bevölkerungsschichten, sowie eine permanente Analyse der gesellschaftlichen Entwicklung aus einer herrschaftsfreien Perspektive heraus.
Unsere Arbeit, unsere Persönlichkeiten und unser Umgang mit anderen Menschen sollten sich immer auf gegenseitige Hilfe, Toleranz und Herzensbildung begründen. Wir akzeptieren bei uns und anderen die Unvollkommenheit und die Prägung durch dieses System und unsere Sozialisierung in den jeweiligen Realitäten. Wir akzeptieren keine faschistoiden und totalitären Tendenzen und keine Grundhaltung, die nur den eigenen Vorteil sucht, und das eigene Glück über das anderer stellt. Wir sind überzeugt, dass die eigene Freiheit und das persönliche Glück nur durch gegenseitige Hilfe und den Respekt der Freiheiten anderer möglich sind.
Diese Grundhaltung und diese Herzensbildung muss sich auch in unseren Kampfformen ausdrücken. Wir sind davon überzeugt, dass es keine einzige beste Art der Auseinandersetzung gibt. Es ist das Zusammenspiel unterschiedlicher Aktionen zu dem jeweils richtigen Zeitpunkt, der zum Erfolg führt. Unsere Mittel, Kampf- und Ausdrucksformen sollen verständlich, motivierend und effektiv sein. Kreativität, Humor und Sympathie sind ebenso wichtige Elemente wie Entschlossenheit und Ungehorsam. Dabei erweitern wir den Kampfbegriff um alle Formen, die dazu führen, dass sich herrschaftsfreie Strukturen herausbilden. Das können Betriebe sein, die kollektiv geführt werden; politische Gruppen, die hierarchiefrei arbeiten; Lebenszusammenhänge, die sich selbst organisieren. Dabei gilt immer, dass jede_r für sich selbst entscheidet welche Form er/_/sie wählt.

Warum Organisierung
Unsere Initiative ist der Versuch, dem Kampf um eine befreite Gesellschaft Perspektive und neue Stärke zu geben. Wir wollen diesen Kampf so effektiv wie möglich führen und sind davon überzeugt, dass dafür ein hoher Grad an Organisierung nötig ist. Wir wollen eine Struktur schaffen, in der möglichst viele freiheitsliebende Menschen ihre Ideen und Aktivitäten einbringen können, um am Aufbau einer Bewegung mitzuarbeiten, die eine herrschaftsfreie Gesellschaft zum Ziel hat.
Es gibt viele Gründe, sich zu organisieren. Da ist zum einen die ganz persönliche Ebene:
Deine Ideen, Kritik, Überzeugungen, deine persönliche Situation und Zukunft. Konfrontiert mit der Realität und der absehbaren weiteren gesellschaftlichen Entwicklung ergibt sich für jede_n von uns das Problem der individuellen Verortung innerhalb einer unseren Bedürfnissen und Vorstellungen fremden bis feindlichen Umwelt. Die Folge ist zwangsläufig die Konfrontation mit dem existierenden Herrschaftssystem. Ohne sich selbst die Grundlage zu entziehen, kann es uns ein selbstbestimmtes Leben außerhalb der Verwertungszwangsjacke nicht zugestehen. Als Vereinzelte sind wir sehr viel angreifbarer durch die Macht des Faktischen. Die Inszenierung von Sachzwängen und Widersprüchen lähmt unsere schöpferische Kraft und drängt uns an den Rand unserer sozialen Existenz.. Gemeinsam können wir dem einen geistigen Freiraum entgegensetzen, in dem Ideen und Konzepte ent- und verworfen werden können, ein lebendiger, phantasievoller Zusammenhang, der in der Lage ist, gesellschaftliche Perspektiven zu entfalten und schließlich auch durchzusetzen. Dabei ist uns vollkommen klar, dass wir alle durch die bestehenden Herrschaftsverhältnisse geprägt sind und diese reproduzieren. Wir erwarten von uns und allen, die mit uns arbeiten wollen, sich selbst zu hinterfragen und nach den Ursachen und Auswirkungen unserer durch dieses System geprägten Verhaltensweisen zu suchen und diese zu ändern. Wir meinen unseren eigenen Rassismus, unsere Gewalttätigkeit, unsere Gleichgültigkeiten, unseren Chauvinismus, unsere Verwertungstendenzen.
Diese äußeren und inneren Kämpfe gemeinsam zu führen hätte unbestreitbare Vorteile:
Die Realität erscheint nicht mehr nur fremdbestimmt, sondern gebrochen durch die anderen, die mehr oder weniger diffus unsere Herrschafts- und Gesellschaftskritik teilen. Dieses politische Zuhause lässt uns unsere Gemeinsamkeiten spüren und ist ein nicht zu unterschätzender Faktor für eine ausdauernde Motivation, unsere gesellschaftlichen Vorstellungen leben zu wollen.
Mindestens genauso wichtig sind die praktischen Konsequenzen, die sich durch eine Bündelung und Koordinierung unserer individuellen Interessen ergeben können:
In einer Föderation kann mit größerer Schlagkraft operiert werden; es sind auch Vorhaben möglich, die die Kraft und Energie einzelner Personen und Gruppen übersteigen würden. Durch gegenseitige Hilfe lässt sich die bisherige Unterlegenheit überhaupt erst überwinden. Ein wichtiger Vorteil ergibt sich aus dem Austausch bzw. der gemeinsamen Nutzung von Ideen und Ressourcen, d. h. sowohl geistige Kreativität als auch materielle Ausstattung und Infrastruktur vervielfachen sich. Eine solche Verbindung und zugleich Ausweitung der Handlungsmöglichkeiten bringt auch individuelle Stärken besser zur Geltung, so dass wir unsere Kräfte effizienter einsetzen können. Als Folge und Ziel sehen wir eine größere Reichweite und bessere Wahrnehmung herrschaftsfreier Ideen über unsere Subkultur hinaus. Wir wünschen uns auch Menschen zusammenzubringen, die zwar Herrschaftsfreiheit wollen, aber bisher kaum Chancen sehen, politisch entsprechend wirken zu können. Diese Lücke gilt es zu schließen, um darüber hinaus andere, auch hierarchisch verhaftete – insbesondere „links denkende“ – Menschen zu inspirieren.
Die Umsetzung all dieser Überlegungen wird in unseren Strukturen nur wenig angestrebt. Oft handelt es sich um Abwehrkämpfe gegen verschiedene Ausprägungen desselben Herrschaftssystems, die uns partiell in Bündnissen, bei Kampagnen und Demonstrationen zusammenbringen. Es ist in erster Linie Protestkultur, die sich oft selbst genug ist und die sich über die Ablehnung des Bestehenden definiert. Obwohl wichtiges Element emanzipatorischer Bewegung, trägt es uns zunehmend weniger. Es fehlt die Vermittlung des Entwurfs einer herrschaftsfreien Gesellschaft und von Strategien, die dorthin führen könnten und die wir selbstbewusst und offensiv vertreten.
Damit gelangen wir zur gesellschaftlichen Ebene:
Die fortschreitende Zukunftsvernichtung durch die Unterwerfung auch der letzten Lebensäußerungen und -bedürfnisse unter Kapitalinteressen zwingt uns tagtäglich Kämpfe auf. Wenn wir wirklich herrschaftsfrei leben wollen, müssen wir anstreben, eine ernst zu nehmende gesellschaftliche Kraft zu entwickeln. Dazu benötigen wir Konzepte und langfristige Strategien, die unseren Vorstellungen breite Akzeptanz verschaffen. Die sich verschärfenden Verteilungskonflikte bieten laufend neue Anlässe, um unsere Ideen zu propagieren. Schließlich basieren unsere gesellschaftlichen Vorstellungen auf selbstorganisierten Produktions- und gerechten Verteilungsverhältnissen. Diese Aufgaben können wir sehr viel besser angehen, wenn wir über Strukturen verfügen, die unserem Kampf einen verbindlicheren Rahmen geben. Die Geschichte hat gezeigt, dass die Kämpfe um Herrschaftsfreiheit nur dann Erfolge aufweisen konnten, wenn sie organisiert und langfristig geführt wurden.
In den letzten 150 Jahren hat es immer wieder derartige Versuche gegeben, die nicht an inneren Widersprüchen, sondern blutiger Unterdrückung gescheitert sind. Die Ideologie, Menschen könnten nicht solidarisch miteinander leben, sie bräuchten dafür eine übergeordnete Autorität (Gott, König, Staat, …) ist so alt wie die Unterdrückung des Menschen durch den Menschen. Mit 150 Jahren Erfahrung im Rücken und angesichts der aufgetürmten Problemstellungen, denen wir uns gegenübersehen, sind wir überzeugt, dass es höchste Zeit ist, die Abschaffung von Herrschaft nicht nur zu fordern, sondern umzusetzen und selbstbestimmte Strukturen dagegen zu entwickeln, zu integrieren und auszubauen.
Das Ziel – die herrschaftsfreie Gesellschaft – liegt in weiter Ferne, ist noch Utopie. Weniger, weil die Menschen dazu nicht in der Lage wären, sondern vielmehr, weil Herrschaftsinteressen und der dazugehörige Apparat übermächtig erscheinen. Alle unsere Kämpfe werden letztlich nur halbherzig geführt, wenn sie nicht eine herrschaftsfreie Perspektive vermitteln können. Einen ersten Schritt sehen wir daher im Aufbau einer anarchistischen Föderation, die einen spürbaren gesellschaftlicher Einfluss entwickeln kann. Gesellschaft müssen wir dabei definitiv anational begreifen. Insofern ist es unbedingt notwendig, uns mit entsprechenden Bewegungen in anderen Ländern auseinander zu setzen und zusammenzuarbeiten, eine Aufgabe, die in einem organisierten Rahmen wesentlich besser zu bewerkstelligen ist.
Aus all diesen Gründen heraus haben wir diese Informations-, Diskussions- und Mobilisierungsveranstaltung zur Gründung einer Anarchistischen Föderation Berlin organisiert. Um einen Eindruck von der Arbeit bereits bestehender Föderationen zu vermitteln, haben wir Gäste aus der französischen (FAF – federation anarchiste francaise) und polnischen (FA) Föderation eingeladen, sowie Mitglieder des Forums deutschsprachiger Anarchist_innen (FdA). Neben Erfahrungsberichten aus der konkreten Föderationsarbeit vor Ort, wird auch über die Funktions- und Arbeitsweise der internationalen anarchistischen Föderation (IFA) berichtet werden. Die Beiträge und Diskussionen werden entsprechend übersetzt.

Ab 22.00 Uhr Soliparty zur Finanzierung der Veranstaltung
Mit CableStreetBeat Soundsystem – Allniter (ska, rocksteady, 2Tone, punk, 80er, elektro)

Kontakt: mail an afb|ed|riseup.net

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