1. Newsletter

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Dies ist der Newsletter der (noch zu gruendenden) Anarchistischen Foederation Berlin.
Erhaeltlich fuer alle Interessierten. Finde Dich auch zu den monatlichen Treffen
jeweils am 1. Sonntag, 16Uhr (Aenderungen vorbehalten)
im Projektraum Neukoelln (Hermannstrasse 48 2.HH) ein!
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Inhalt:

1. Blick zurück

2. Stand der Dinge

3. Ausblick

4. Termine

5. Kritik

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Da es sich hier um den ersten Newsletter handelt, haben wir diesen etwas umfangreicher gestaltet und beginnen mit einem

1. BLICK ZURUECK

Warum wurde die Initiative eine Anarchistische Föderation zu gründen ins Leben gerufen?

Der Grund dafür ist ganz einfach. Parallel haben seit einiger Zeit, und für manche zieht sich dieser Prozess schon über viele Jahre hin, einige GenossInnen immer wieder einmal einen Anlauf für eine anarchistische, verbindliche Organisierung unternommen. In den letzten Jahren, vielleicht auch schon ein Jahrzehnt, gab es immer wieder Organisierungsversuche und Initiativen. Diese Versuche waren bisher leider nicht erfolgreich. Wir gehen davon aus, dass die Zeit vielleicht noch nicht reif war oder/ und die politischen „Szeneverhältnisse“ nicht so optimal wie heute waren. Wir möchten uns an dieser Stelle keine Analyse über die Gründe des Scheiterns anmaßen.

Unseren Schwerpunkt sehen wir nicht in einer Vernetzung, sondern wir wollen eine klare und verbindliche Organisierung und wollen das mit Menschen machen, die diesen Punkt für sich klar haben. Es ist für uns selbstverständlich und Bedingung, dass wir alles daran setzen, dass diese Organisierung hierarchie- und herrschaftsfrei sein wird:

„Die Föderation soll über eine mehr oder weniger lockere Vernetzung von Einzelpersonen und Gruppen deutlich hinausgehen. Es versteht sich von selbst, dass die Art, wie wir uns organisieren, und damit die Strukturen, die wir uns geben, von allen gestaltet und kontrolliert werden. Dabei handelt jedes Individuum selbstbestimmt, beteiligte Gruppen bleiben autonom.“ (Auszug aus dem ersten Prinzipientext der Vorbereitungsgruppe)

Der Auslöser für die Initiative war die Prinzipienerklärung der Regionalföderation Rhein-Neckar-Pfalz, auf die ein Genosse der Vorbereitungsgruppe stieß und dadurch Kontakt zum FdA (Forum deutschsprachiger AnarchistInnen) bekam. Es folgte einer Einladung zu einem
Kongress des FdA, der motivierend genug war, um den Versuch einer Organisierung in Berlin erneut anzugehen.

Zeitgleich kamen einige GenossInnen mit dem FdA auf dem letzten A-Camp in Berührung und der Kontakt zwischen den Leuten, die unabhängig voneinander über eine Organisierung nachdachten, wurde hergestellt.

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2. STAND DER DINGE

Ja und das Ergebnis der daraus hervorgegangenen Kampagne „A kommt“ kann sich sehen lassen. Nach einer dreimonatigen Vorbereitungszeit gab es eine erste Infoveranstaltung mit ca. 50 TeilnehmerInnen, obwohl nur sehr eingeschränkt für diese Veranstaltung geworben wurde.

Im als Aufruf dienenden Prinzipientext der Vorbereitungsgruppe ist ihr sehnlicher Wunsch nach Organisierung an mehreren Stellen deutlich spürbar:

„Unsere Initiative ist der Versuch, dem Kampf um eine befreite Gesellschaft Perspektive und neue Stärke zu geben. Wir wollen diesen Kampf so effektiv wie möglich führen und sind davon überzeugt, dass dafür ein hoher Grad an Organisierung nötig ist. Wir wollen eine Struktur schaffen, in der möglichst viele freiheitsliebende Menschen ihre Ideen und Aktivitäten einbringen
können“

„In einer Föderation kann mit größerer Schlagkraft operiert werden; es sind auch Vorhaben möglich, die die Kraft und Energie einzelner Personen und Gruppen übersteigen würden. Durch gegenseitige Hilfe lässt sich die bisherige Unterlegenheit überhaupt erst überwinden. … Eine solche Verbindung und zugleich Ausweitung der Handlungsmöglichkeiten bringt auch individuelle Stärken besser zur Geltung … Als Folge und Ziel sehen wir eine größere Reichweite und bessere Wahrnehmung herrschaftsfreier Ideen über unsere Subkultur hinaus. Wir wünschen uns auch Menschen zusammenzubringen, die zwar Herrschaftsfreiheit wollen, aber bisher kaum Chancen sehen politisch entsprechend wirken zu können. Diese Lücke gilt es zu schließen, um darüber hinaus andere, (noch) auch hierarchisch verhaftete – insbesondere „links denkende“ – Menschen zu inspirieren.“

Mittlerweile ist es so, dass ein erster „Findungsprozess“ eingesetzt hat. Die Leute, die jetzt an der Vorbereitung der Gründung einer Anarchistischen Föderation Berlin arbeiten haben sich besser kennen und schätzen gelernt. Die ersten Arbeitsgruppen haben ihre Arbeit aufgenommen und die Theorie wird mit praktischem Leben gefüllt.

Der Zeitpunkt der Gründung rückt näher. Es liegt an uns, die nötige Verantwortung und Verbindlichkeit aufzubringen, und deshalb lasst uns noch mehr Kraft, noch mehr Zeit, noch mehr Geduld und Toleranz in dieses Projekt bringen, damit es erfolgreich wird.

Wir jedenfalls sind vom Erfolg überzeugt und werden nicht nachlassen die Gründung voranzutreiben.

Was ist seitdem passiert?

Bisher haben wir -an der Gruendung einer AFB Interessierte- uns fuenf Mal zusammengefunden. Die Treffen im A-Laden, dem Projektraum Neukoelln und der OUBS gestalteten jeweils 10-20 Personen, wobei die Ausgewogenheit von Praxis und Theorie von Anfang an betont und beruecksichtigt wurde. Das erste Treffen in der Kinzigstrasse hatte mindestens 50 Leute angezogen. Wir gehen davon aus, dass die scheinbar abnehmende Zahl der ãaktiv Interessierten“ zum Einen auf die individuelle Termin-Planung und zum Anderen wahrscheinlich leider auch auf Ablehnung zurueckzufuehren ist. (Falls Dich Letzteres betrifft, sag uns Deine Meinung!) Da wir jedoch moeglichst uneingeschraenkt offen sein und bleiben wollen und das Erreichen von ganz vielen anderen Menschen anstreben, werden wir sicherlich mit der Zeit mehr werden. Mit der gewuenschten, notwendigen oder auch zumutbaren Offenheit ist es allerdings so eine Sache -uebrigens unter vielen anderen-, ueber die unbedingt regelmaessig nachgedacht und diskutiert werden muesste. Aus diesem Grund wird in Kuerze eine Reflexionsgruppe ihre Aktivitaeten aufnehmen.

Weitere Bereiche, mit denen wir uns beschaeftigen werden und auch bereits beschaeftigen sind Infrastruktur, Praxis, Utopie und Prinzipienerklaerung.

Eine erste Version der Prinzipienerklaerung, die uebrigens fuer immer und ewig eine vorlaeufige sein wird, ist bereits Diskussionsgegenstand. Dabei ist wuenschenswert, dass Diskussionen waehrend der Treffen und nicht per Mailingliste ausgetragen werden. Da die Kommunikation via Internet allerdings auch Vorteile bietet, werden gerade themeninterne Mailinglisten eingerichtet.
So koennen sich Angemeldete einerseits per Mail verstaendigen, andererseits werden nicht alle mit Mails bombardiert, die sie unter Umstaenden gar nicht grossartig interessieren.
Akutes infrastrukturielles Thema ist das Finden einer Raeumlichkeit zum Einrichten eines Infobueros, das Anlaufstelle fuer Interessierte, mit uns kooperierende Projekte, Initiativen und Gruppen und das Internet meidende Menschen werden kann.
Der Rubrik ãTermine“ kannst Du entnehmen, dass wir uns auch schon „ganz praktisch“ in aktuelle politische Geschehnisse einmischen.

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3. AUSBLICK

Bald haben wir einen netten Raum gefunden, in dem wir unsere Motivation voll entfalten koennen. Ausgestattet mit den wichtigsten Kommunikationsmitteln koennen uns gerne alle mit ihren A-Infos und spannenden Ideen beschmeissen und sicher sein, dass diese unter die Leute gebracht werden. Dafuer wird die AG Kurzschluss schon sorgen! Menschen, die wissen wollen was laeuft koennen uns Tag und Nacht konsultieren, sprich: von uns wird diese Stadt nie wieder
in Ruhe gelassen!

Utopisch? Von wegen! Utopisch geht’s erst zu, wenn wir uns das ‚Schlaraffenland‘ -das herrschaftsfreie Universum- ausmalen und natuerlich ernsthaft ueberlegen, wie wir alle dahin kommen; einfach den Ideen freien Lauf lassen, zusammen weiterentwickeln und sie hier und da in die Tat umsetzen…

Einige von uns koennen das Traeumen kaum erwarten und steigern sich bald als Utopie-AG ins Unermessliche. Natuerlich sind wir alle auch nur Menschen, die in dem System aufgewachsen sind, das diese Welt nun mal umspannt. KeineR von uns kann sich voellig freisprechen von Rassismus, Sexismus, Feindseeligkeiten, Abgrenzung und und und. Wir wollen uns aber gegenseitig auf nicht so nette Verhaltensweisen aufmerksam machen, unser Zusammenwirken kritisch betrachten und staendig in Bewegung bleiben, d.h. nicht in festgefahrenen Strukturen dasselbe tun, was wir eigentlich bekaempfen. Staendig den Spiegel vor die Nasen halten wird uns
deshalb die Reflexions-AG.

In ganz nahe Zukunft gerueckt sind auch schon die AutoOrga und der MayDay, die wir mitgestalten wollen und da mal schleunigst in die Puschen kommen sollten. Damit wir uns endlich auch mal als ãdie Anarchistische Foederation Berlin“ praesentieren koennen, sollten wir uns auch bald mal gruenden. Inzwischen haben wir schliesslich genuegend Moeglichkeiten zum Diskutieren, Kennenlernen und Anfreunden genutzt. Einen wundervollen Termin fuer dieses Ereignis sehen wir in der Walpurgisnacht. Unzaehlige Gruende sprechen fuer dieses Datum: Das FdA (Forum deutschsprachiger AnarchistInnen) kommt uns besuchen, wir koennen energetisiert in den ersten Mai tanzen (unter Anderem…;), dabei unsere ersten Foederations-Flugis verteilen und ueberhaupt ist die Walpurgisnacht jawohl der symboltraechtigste Tag des Jahres und diese wird uns auf jeden Fall unvergesslich bleiben!

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4. TERMINE

1. naechstes AFB-Treffen: Sonntag, 09.04. 16Uhr, Projektraum Neukoelln

2. AFB bei der AutoOrga : Sonntag, 16.04. 17Uhr, Sama-Café F’Hain

3. Kongress des FdA : Do. 27. – So. 30.04., RAW-Tempel F’Hain

4. MayDay : Sonntag , 30.04. ganztAEgig, Berlin

5. Demo zum Anlass der “CPE-Proteste” in Frankreich, genauer Termin wird in den naechsten Tagen bekanntgegeben.

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5. KRITIK

Anregend fand ich die Arbeitsgruppe auf der ersten großen Versammlung und die Diskussionen, die manchmal am Rande stattfinden, wie z.B. zum Eigentum oder Internet, wobei letzteres schon wieder skurill war. Aber es sind zumindestens Diskussionen, die wo anders gar nicht mehr geführt werden, weil auch bei Linken der Kapitalismus schon tief verinnerlicht ist, und viele Fragen gar nicht mehr gestellt, geschweige denn diskutiert werden. Gut würde ich es finden, wenn wir einen Bezug zur Situation in Frankreich zu jener hier hinbekommen würden. Meine Kritik an der bisherigen Anarchoszene ist ja, dass die Anarchisten entweder in der Geschichte herumgraben, Fahnen schwenken oder sich nur auf internationale Kämpfe beziehen, der Bezug zur Situation hier und die Beteiligung an aktuellen Kämpfen und Debatten vor Ort im Alltag fehlt mir oft. Und wenn sie beteiligt sind, wie oft die Fau, dann führen sie nur Abwehrkämpfe, ohne anarchistische Vorstellungen, „Utopien“ und Phantasien in die Bewegung einzubringen, meistens wird sich dann nur gegen die Reformisten abgegrenzt, aber ohne überzeugend zu sein. Aufgrund meiner Erfahrungen in der DDR bin ich aber zu der Überzeugung gelangt, dass libertären Ideen die Zukunft „gehört“, gerade die Frage der Rolle des Staates ist äußerst wichtig, was die DDR betrifft. Und die Rolle des Marktes und der Ökonomisierung des Lebens ist heute entscheidend, da hat es eine WEiterentwicklung gegeben, die auch beim Anarchismus beachtet werden
müßte, denn dabei geht es wieder um Regulierung…(Ohne soziale Sicherheit gibt es auch immer weniger Freiräume und Autonomie, die Marktzwänge werden von den Menschen verinnerlicht.) Und deswegen würde ich weitere grundsätzliche Diskussionen gut finden. Bei Aktionen würde ich es gut finden, dass nicht nur anarchistische Gruppen (aber wo sind sie) angesprochen werden, sondern breit eingeladen wird, also keine „Angst“ vor Reformisten. Es kann nur besser werden…

„Negative“ Kritik zur AFB kann ich noch nicht so viel einbringen, war nur 3x bei Treffen dabei. Mir ist beim letzten Treffen aufgefallen, dass nur 2 Frauen dabei waren, ich hoffe, dass Mißverhältnis bleibt nicht so. Und es wurde einfach zu lange und zu viel über die Maillisten geredet.

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