Am diesjährigen 1. Mai werden die ausführenden Staatsorgane wieder ihrer Taktik der „ausgestreckten Hand“ nachgehen. Dieses Konzept der Deeskalation in Verbindung mit dem Befriedungsversuchen des myfestes sollen die traditionellen, revolutionären Demonstrationen verdrängen. In den letzten Jahre wurde immer in den Tagen nach dem 1. Mai davon gesprochen, dass der jeweilige 1.Mai friedlicher gewesen sei als der letztjährige. Aber was nie erwähnt worden ist, dass Jahr für Jahr die Zahl der Gefangengenommenen stetig anstiegt.
In diesem Jahr findet, wie schon seit Jahren, wieder am ersten Donnerstag nach dem 1. Mai eine Kundgebung in Solidarität mit den Gefangenen vor der JVA Moabit statt. Immer wieder all die Jahren haben sich viele Menschen zusammen gefunden, die aus einem Solidaritätsgefühl heraus, sowohl aufgrund einer Leidenschaft für eine Gesellschaft ohne Knäste, animiert wurden ihre tiefste Ablehnung gegen staatliche Repression – sei sie durch die Inhaftierungen unserer Companer@s, sowohl jeder sozialen Rebellen, oder die Erfindung und Anwendung immer schärfere Gesetze – weiter zu zeigen. Uns bleibt es vor allem wichtig eine ständige Verbindung zwischen dem Thema Knast und der Inhaftierung von Personen, die sich gegen diese kapitalistischen Gesellschaft widersetzen, auf zu zeigen. Täglich sehen wir wie sich in Deutschland – sowie in allen Teilen der Welt – die staatliche Repression verschärft und gleichzeitig das Interesse an Antirepressionsarbeit abnimmt.
Antirepressionsarbeit heißt nicht nur die Freilassung unserer Gefangenen zu fordern, sondern viel mehr – sprich die Abschaffung aller Knäste und Zwangsanstalten, weil die in unsere Vorstellung von einer herrschaftsfreien Gesellschaft in keinster Weise reinpassen. Dies heißt auch die Abschaffung der in unseren Köpfen sich befindenden, von staatlicher Seite genutzten Kategorien, wie „schuldig und unschuldig“. Wenn wir eine „Schuld“ für irgendwas finden müssten, dann nennen wir diese Gesellschaft und alle die Menschen, die diese täglich kritiklos reproduzieren.
Eine Kundgebung in Moabit ist vielleicht nicht die radikalste Aktion, die mensch in Solidarität mit den Gefangenen und um gegen Knäste und Repression zu kämpfen, durch führen kann, aber dies ist einer der wenigen Momente, in denen eine halbwegs vernünftige Kommunikation mit die Inhaftierten möglicht ist. Durch den Lärm, den wir draußen machen, zeigen wir ihnen, das immer noch Menschen gibt, die sich für sie interessieren: so etwas bleibt immer noch eine große Ermutigung für alle, die eingesperrt sind.
Uns erschreckt immer wieder was mensch an den Tagen nach dem 1. Mai beobachten muss: fast niemanden interessiert das Schicksal der eingefahrenen Personen. Viele gehen am 1. Mai auf die Strasse, aber nur wenige fragen sich was mit den Leute passiert ist, mit denen mensch wahrscheinlich nur einen Tag davor Steine geschmissen hat oder einfach ein Bier auf der Oranienstrasse getrunken hat.
Wir wissen nicht wie dieser 1. Mai aussehen wird, aber jedenfalls wünschen wir uns, dass viele Aktionen stattfinden werden ohne das dafür jemand festgenommen und gefesselt werden wird. Selbst wenn, bleibt diese Kundgebung eine weitere Gelegenheit, um wieder unserer Hass auf alle Knäste und Zwangsanstalten heraus zu schreien.
Zeigt euch solidarisch mit den Gefangenen, kommt alle zu 18 Uhr nach Moabit am 03.05!
Wir werden nicht für eine Gesellschaft ohne Knäste betteln, sondern dafür kämpfen!
abc berlin
Am Abend des 3.Mai versammelten sich um die 50 Personen vor der JVA Berlin-Moabit um ihre Solidarität mit den Gefangenen der Walpurgisnacht und des 1.Mai zu zeigen. Es wurden Grüße an die Inhaftierten übersandt, Redebeiträge vorgetragen und Musik gespielt. Die Kundgebung sollte denen 20 Personen, die nach den Maifestspielen einen Haftbefehl bekommen haben und jetzt in Untersuchungshaft sitzen, und auch allen anderen Gefangenen, zeigen, dass sie nicht alleine sind und nicht vergessen werden. Es hat sich mal wieder gezeigt, wie wichtig es für die Gefangenen ist, dass mensch laute Kundgebungen vor dem Knast abhält, da die Gefangenen sich darüber freuen, zumindest für ein paar Stunden, die Möglichkeit zu haben ein bisschen Musik und sowohl ein paar Sprechhören zuzuhören. Dies wurde mit Händen, die aus den Gittern herauskamen begrüßt.
Wieder einmal hat sich unsere Annahme bestätigt, dass es zu mehr Festnahmen als im letzten Jahr kommen wird, sprich es wurden dieses Jahr insgesamt 236 Personen festgenommen. Dies ist eine Zustand, den wir nicht ungehört hinnehmen werden.
Zu erwähnen ist noch das übliche Desinteresse von vielen Leuten, wenn keine/r ihrer FreundInnen im Knast sitzt. Trotzdem muss mensch weiter versuchen das Thema Knast als allgemeines Problem zu thematisieren und für die Abschaffung aller Zwanganstalten kämpfen!
Ihr seid drinnen für uns – Wir sind draußen für euch!!!
Für eine Gesellschaft ohne Knäste!!!