Bericht vom zweiten “Herrschaftsalarm”-Workshop der Bildungsgruppe in der afb
Am 11.03.2011 hat die in der afb föderierte Bildungsgruppe zum zweiten Mal den Workshop “Herrschaftsalarm” durchgeführt. Diesmal bei der Jugendinitiative VOSIFA aus Berlin-Weißensee, der wir nochmal herzlich für die zuverlässige und sehr nette Organisation danken.
Der Workshop dreht sich rund um die Bedeutung von “Herrschaft” und umfasst neben Sketchen und Brainstorming im Hauptteil auch ein Planspiel zur möglichst herrschaftsfreien Organisation einer Stadt. In unserem Szenario konfrontieren wir Jugendliche mit der Situation, dass plötzlich alle Erwachsenen verschwunden sind und sie sich selbst um alle Belange der Gesellschaft kümmern müssen. Auf diese Weise möchten wir versuchen, das Thema “Herrschaft” auf möglichst unterschiedlichen Ebenen zu erfassen.
Spannend für das Team von der afb war, wie das eigentlich für 14- bis 16-Jährige abgestimmte Konzept auf die etwa 19- bis 30-Jährigen wirken würde. Dabei wurden wir von viel Eigeninitiative beim Bilden von Verantwortungsbereichen und Einberufen von Stadtversammlungen überrascht. Es gab – wie auch bei der etwas jüngeren Gruppe des ersten Herrschaftsalarm-Workshops – wieder einige kreative Ideen zur herrschaftsfreien Organisation der Stadt. Im Umgang mit (Prozess-)störender Kommunikation einzelner war die Gruppe und das Team jedoch leicht überfordert – es bleibt noch viel gemeinsam zu lernen auf dem Weg in eine herrschaftsfreie Gesellschaft.
Kontrovers andiskutiert wurden zwei Themen: die Überwachung von Atomkraftanlagen und der Ausschluss von Menschen, die Scheiße bauen.
Bei ersterem war die Frage, ob es Herrschaft ist, Menschen daran zu hindern, ins Atomkraftwerk zu kommen oder ob Menschen, die möglicherweise (noch) gar nichts von Herrschaftsfreiheit halten, durch unabgesprochene Einzelaktionen im Atomkraftwerk das weite Umfeld gefährden und/oder über die Angst davor Herrschaft ausüben könnten. Einig war mensch sich darüber, dass zunächst mit denen, die ins Atomkraftwerk wollen, geredet werden kann.
Im Verantwortungsbereich Streitschlichtung wurde gesagt, dass es gut wäre, wenn sich möglichst viele Menschen Techniken zur Konfliktprävention und Streitschlichtung aneignen würden. Kontrovers wurde es dann bei der Frage, wie mit Menschen umgegangen werden kann, die trotz mehrmaliger intensiver Versuche, sie zu weniger stark gemeinschaftsschädigendem Verhalten zu bringen, weiterhin Scheiße bauen. Ein Vorschlag war sie aus ihren jeweiligen Kiezgruppen und Verantwortungsbereichen – vielleicht sogar aus der Stadt – auszuschließen. Ein anderer Vorschlag war einfach von der Störperson weg zu gehen und ohne sie weiter zu machen. Das Herrschaftsalarmteam findet die Idee einer Austobe-Insel immer noch interessant.
Da alles nur andiskutiert werden konnte und viele Themen gar nicht mehr besprochen werden konnten (z.B. gab es keine Verantwortungsbereiche zu Entsorgung oder Verkehr), gab es von einigen Teilnehmer_innen den Wunsch nach der Möglichkeit weitergehender Diskussion. Das Team hat dazu zum einen auf den afb-Stammtisch verwiesen und zum anderen die Idee einer neuen “Herrschaftsfreie-Utopie-Gruppe” angedeutet, die realisiert werden könnte, wenn sich genügend Interessierte finden.
Danke, das hört sich nach dem dringend notwendigen Infragestellen und Experimentieren jenseits der ausgetrampelten Pfade an.
ich wäre an einer neuen Herrschaftsfreie-Utopie-Gruppe interresiert