Am Sonntag, den 16.05.2010, fand in einem Jugendtreff in Karlshorst zum ersten Mal der Workshop „Herrschaftsalarm“ statt, der seit über einem halben Jahr von der Bildungsgruppe der afb geplant und vorbereitet wird. Motivation der Bildungsgruppe ist es, Jugendliche für unterschiedliche Ausprägungen von Herrschaft in ihrem Alltag zu sensibilisieren und sie auf spielerische Weise zum Ausprobieren von herrschaftsfreiem Zusammenleben und Organisieren zu ermutigen. Im Verlauf von „Herrschaftsalarm“ kommen unterschiedliche Methoden zum Einsatz: vorbereitete Sketche, ein Herrschaftsalarm-Buzzer, Brainstorming, Kleingruppenarbeit, ein Planspiel in mehreren Phasen, inklusive Hörspiel, Bewegungsspiel und Visualisierung, sowie schließlich einer Reflexion des gesamten Workshops. Die Jugendlichen in Karlshorst, die teilweise schon mit anarchistischer Praxis vertraut waren, haben den Workshop sehr positiv aufgenommen, spannende Ideen entwickelt und hilfreiches Feedback zur Weiterentwicklung des Workshops gegeben.
Im ersten Teil des Workshops tauschten sich die Teilnehmenden über Erfahrungen von Herrschaft aus und versuchten gegenseitiges Verständnis für das, was sie unter Herrschaft verstehen, zu erlangen. Dabei wurden Fragen wie „Ist Autorität automatisch Herrschaft?“ oder „Ist der Kauf eines Döners am Imbiss auch schon Herrschaft?“ diskutiert. Im zweiten Teil, dem Planspiel, ging es darum, in einer Stadt, in der durch einen mysteriösen Vorfall plötzlich alle Erwachsenen verschwunden sind, das Zusammenleben neu und möglichst herrschaftsfrei zu organisieren. Dazu trafen sich die Bewohner_innen zunächst in Wohnblockgruppen, um ihre gemeinsamen Bedürfnisse zu klären. Danach gingen Vertreter_innen aller Wohnblöcke in so genannte Verantwortungsbereiche wie Lebensmittelversorgung, Unterhaltung oder Streitschlichtung, um Konzepte zur blockübergreifenden Organisation des jeweiligen Themenbereiches zu entwerfen. Zu Beginn wurde gemeinsam beschlossen, den Unterhaltungs- und Bildungsverantwortungsbereich zu einem zu verschmelzen. Von Möglichkeiten moderner Kommunikation fasziniert kam wiederholt die Idee, vieles wie z.B. Bedürfnisabfrage, Arbeitsverteilung oder Unterhaltungsangebot über Tools wie facebook (private Daten würden selbstverständlich nicht mehr zu Werbezwecken genutzt) zu organisieren. Die Lebensmittelgruppe wurde gegen Ende des Spiels real aktiv und hat Brötchen für die ganze Gruppe besorgt. Wir hatten viel Spaß – die afb-Bildungsgruppe.