Am 8.10.2006 hatte die AFB zu einer Veranstaltung mit Abel Paz in das Haus der Demokratie geladen. Im gut gefüllten Robert-Havemann-Saal wurde mit ihm über die spanische Revolution, sein Leben im Untergrund und Exil während der Franco-Diktatur und Möglichkeiten anarchistischer Einflußnahme im Hier und Jetzt diskutiert.
Abel Paz hat selbst daran mitgewirkt, dass der Anarchismus – oder vielmehr der comunismo libertario, wie er ihn nannte – keine Utopie geblieben ist, sondern in Spanien von 1936 bis 1938 für kurze Zeit Wirklichkeit wurde. Diese Erfahrung hat er auf seinen Vortragsreisen mit vielen Interessierten geteilt und diskutiert. An keiner Stelle waren seine Ausführungen dabei ein nostalgischer Rückblick, sondern eine konzentrierte Auseinandersetzung damit, was es über die Jahre hinweg heisst, Anarchist zu sein. Der Anarchismus bedeutete für ihn eine Aufgabe, die sich jedem/r, der/die sich dafür entschieden hat, ständig aufs Neue im Leben stellt. Dies wiederum hatte bei Abel Paz an keiner Stelle etwas Schwärmerisches, sondern orientierte sich an der „harten Realität“, die immer noch von Herrschaft und Ausbeutung bestimmt ist. Und wer daran etwas ändern wolle, werde sich darauf mit anderen zusammen vorbereiten müssen, den Staat abzuschaffen und sich die Produktion anzueignen. Beeindruckt hat bei Abel Paz vor allem, mit welcher Leidenschaft er sich trotz seines hohen Alters, diesen Aufgaben bis zuletzt stellte. Abel Paz ist am Ostermontag im Alter von 87 Jahren in Barcelona gestorben.
„Soy anarquista y ser anarquista es ser una persona coherente (paz espiritual, la tranquilidad, el campo, trabajar lo menos posible, el suficiente para poder vivir, disfrutar de la belleza, del sol. Disfrutar de la vida con mayúsculas, ahora se vive en minúsculas). Tener una conducta personal. Llevar las ideas a la práctica al máximo, sin esperar que haya una revolución. Eso se puede hacer ahora. Es una concepción filosófica, es un estado de espíritu, una actitud ante la vida. Pienso que esta sociedad está muy mal organizada, tanto socialmente, como políticamente, como económicamente. Hay que cambiarlo todo. El anarquismo invoca una vida completamente diferente. Trata de vivir esta utopía un poco cada día.“ – Abel Paz (Quelle: www.cnt.es)
Salud Compañero – Que la tierra te sea leve
__________________________
der spanische text lautet in etwa:
„ Ich bin Anarchist und Anarchist zu sein bedeutet eine in sich geschlossene Person zu sein – geistiger Frieden, Ruhe, Land, so wenig wie möglich zu arbeiten, genug um zu leben, das Leben zu genießen mit all seinen Schönheiten. Die Ideen so weit es geht in die Tat umzusetzen ohne auf die Revolution zu warten. Das kann man bereits tun. Es ist ein philosophisches Konzept, es ist ein Geisteszustand, eine Lebenseinstellung. Ich denke, dass diese Gesellschaft sehr schlecht organisiert ist, sowohl sozial als auch politisch und wirtschaftlich. Das alles muss verändert werden. Die Anarchie erfordert ein völlig anderes Leben. Versuche diese Utopie jeden Tag ein bisschen zu leben.“ – Abel Paz (Quelle: www.cnt.es)