In der globalen Wirtschaft krachts derzeit gewaltig. Banken gehen pleite und Aktienkurse sinken ins bodenlose nachdem der globale Finanzmarkt zusammengebrochen ist. Wer jetzt wie attac, Freiwirtschaftler und Linkspartei jedoch im Finanzkapital den Hauptakteur der Krise sieht, läuft dabei ins Leere und lenkt nur von dem eigentlichen Grundübel des Kapitalismus ab: der Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft. Da helfen auch kein Alternativgeld, keine Spekulationssteuer und das Schwadronieren gegen raffgierige Banker und Spekulanten. Vielmehr bietet die einseitige, auf den Finanzsektor begrenzte, Kritik am Kapitalismus eine offene Flanke für Antisemiten.
Die Ursache für die Krise ist grundsätzlich in der kapitalistischen Produktionsweise selbst begründet. Der Kapitalismus fußt auf dem Prinzip des Profits, in der Schaffung von Mehrwert. Also aus Geld mehr Geld zu machen. In der Regel geschieht dies über den Zwischenschritt der Produktion, den sich der Finanzsektor spart oder an dem er nur indirekt (durch Kredite, Aktienanteile etc.) beteiligt ist. Wer im Finanzkapital aber nun die Ursachen der Krise sieht, ist auf dem Holzweg. Vielmehr ist das Platzen der Finanzblase das Ergebnis der Krise des Kapitalismus selbst.
Nach dem Wirtschaftsaufschwung der Nachkriegszeit geht es seit vielen Jahren wieder bergab. Das Leistungsniveau erlebte zwar durch die „Industrielle Revolution“ der Mikroelektronik einen rasanten Aufschwung, gelang aber auch bald an sein Limit. Durch die zusätzliche Rationalisierung von Arbeitskräften, durch deren Ausbeutung der meiste Profit erzeugt wird, schafft sich das System seine eigene Krise: Da sich an den Realmärkten keine ausreichenden Profite mehr erzielen ließen, wich das Kapital an die Finanzmärkte aus und floss u.a. in Kredite für Privatpersonen und Staatsanleihen. Immer mehr Menschen, Betriebe und Unternehmen lebten also auf Pump und die Kapitalakkumulation erfolgte durch Spekulationsgewinne und Zinskredite. Es war demnach alles nur eine Frage der Zeit, bis das Ende dieses Krisenaufschubs erreicht war.
Der Staat als „Steuermann des Kapitalismus“ ist nun um Schadensbegrenzung bemüht und schleppt ein milliardenschweres Rettungspaket an. Dabei ist nicht abzusehen, ob die Krise dadurch abgefedert, oder durch eine immense Staatsverschuldung noch verschärft wird. Klar ist allerdings, wer die Suppe auslöffeln darf. Während sich die Kapitalisten schnell noch ein paar Millionen an Abfindung zukommen lassen, wird der Staat die Arbeitsbedingungen für die Erwerbsabhängigen noch mehr verschlechtern. Löhne werden noch mehr gedrückt und Arbeitszeiten verlängert. Die Privatisierung des öffentlichen Sektors wird weiter voranschreiten, Menschen in prekären Arbeitssituationen werden zunehmen oder als überflüssig erklärt und aus rassistischen und nationalistischen Gesichtspunkten ausgeschlossen werden. Der autoritäre und repressive Charakter des Staates wird, verstärkt durch die Krisenverwaltung, noch mehr zum Tragen kommen.
Es wäre also absurd, weiterhin an einem System festzuhalten, dessen oberstes Ziel in der Schaffung von Profit besteht und die Menschen und deren Bedürfnisse nur Mittel zum Zweck sind. Die Überwindung der Klassengegensätze und der Wohlstand für alle müssen daher unser Ziel sein.
Um dies zu erreichen, müssen wir aber eine Gesellschaft schaffen, jenseits von Warenproduktion, Lohnarbeit und Staat!
„Lasst uns also beginnen, dass wir unsere Bedürfnisse befriedigen fürs Leben, für Vergnügen, für Freiheit. Und wenn alle von diesem Glück genossen, werden wir ans Werk gehen, auch die letzten Reste der Bourgeoisherrschaft zu vernichten, ihre Moral, aus dem Kassenbuch gezogen, ihre Philosophie des Soll und Haben, ihre Institution von Mein und Dein. Und während wir vernichten, werden wir aufbauen. Aber wir werden auf neue Fundamente bauen, auf die Fundamente des Kommunismus und der Anarchie“ (Pjotr A. Kropotkin, „Das Lohnsystem“)